14. Volvo Bertone-Treffen am Vierwaldstättersee 10.10.2009

Ja sicher, wir könnten auch Briefmarken sammeln. Aber dann hätten wir uns nie kennen gelernt.



Damals am Salon de l' Automobile in Genf - 1988 oder 1989 muss es gewesen sein. Es war Liebe auf den ersten Blick. Doch verfiel mein Herz leider nicht der mandeläugigen Begleiterin (so sorry still), sondern dem weissen 780-er, den Volvo an ihrem Stand präsentierte. Die Proportionen, die Linien, das Leder in blau-schwarz: alles vom Feinsten. Doch die Erfüllung dieses Traumes erforderte Geduld, viel Geduld - schliesslich stehen diese klassischen Schönheiten nicht auf jedem Parkplatz herum.



Nun - die mandeläugige Dame habe ich aus den Augen verloren, im Gegensatz zum Bertone. Noch mussten zehn Jahre verstreichen, doch dann genügte der kurze Wink eines (echten) Freundes. Seit Sommer 1999 steht, endlich, ein weisser Bertone in meiner Garage. Und damit er sich nicht so einsam fühlt, habe ich ihm vergangenes Jahr eine saphirblaue Schönheit zur Seite gestellt.



Zur Jungfernfahrt fuhr die blaue Schöne mit mir nach Kerns am Vierwaldstättersee. Sogar der Himmel war gerührt über unser Kommen und vergoss Freudentränen. Unsere deutschen und holländischen Freunde der IG Volvo Bertone begrüssten uns herzlich. Sie sassen im Hotel Kernserhof schon am Tisch und hatten für uns ein paar Stühle reserviert.



Ein kleiner Verdauungsspaziergang brachte uns wieder aufs Boot, wo uns dieses Mal unterm Dach, windgeschützt, Kaffee und Limburgse Vlaa auf den Tischen willkommen hießen. Zu neuen Gruppen gewürfelt hatte man die Gelegenheit, andere Teilnehmer mitsamt ihren Bertonegeschichten kennenzulernen. In Stevensweert standen alle Lieblinge wohl gehütet und die Kolonne machte sich wieder auf den Weg.



Fabian Fässler hatte das Treffen organisiert, auch die Tour für den nächsten Tag inklusive Roadmap nach dem Frühstück. Beim Tellmuseum stiessen noch weitere Schweizer Bertonebegeisterte zu uns. Eine Diashow mit anschliessender Führung, gespickt mit pointierten Details über Schiller, seinen Tell und den Ursprung unseres demokratischen Denkens wurde charmant vorgetragen von einer stimmgewaltigen Dame, die beileibe keines Mikrophons bedurfte.



Im Anschluss gings genüsslich weiter über die Axenstrasse, an der Tellplatte vorbei zur Schaukäserei. Mittagessen, Führung und Detailinformationen über Hitzegrad der gekochten Milch, Zentrifugen, Bakterienstämme: Deren soll es auch bei der Käseproduktion gute und schlechte geben - das haben wir nebst vielem Anderen an diesem Tag dazu gelernt.



Fasziniert war ich persönlich vom Zapfenschliff der riesigen Milchtanks. "Mozzarella soll essen, wer will", meinte der Käser, und speziell an die Damen gerichtet: "Der auf den Verpackungen aufgedruckte Fettgehalt muss durch zwei dividiert werden". Alles klar? Halb so viel essen und dafür doppelt geniessen funktioniert meiner Meinung nach auch.



Anschliessend bot sich in Weggis die Möglichkeit verschiedener Foto-Shootings bei geöffneten und geschlossenen Motorhauben. Zwei CopilotInnen verspürten plötzlich den dringenden Drang nach einer Kurzwanderung der Sonne entgegen. Nelly und William gingen kurzfristig verloren. Jürg und Thomas machten eine kleine Schlaufe auf Rädern Richtung Süden und griffen die beiden Wandervögel wieder auf. Die Fähre musste nicht auf uns warten, und die Überfahrt, hinterlegt von einer regelrechten Schweizer Postkarten-Kulisse, versöhnte Wanderer und Bertonefahrer wieder und liess uns das Nass von oben vergessen.

Ich freue mich auf Hamburg 2010 und bedanke mich herzlich bei den Organisatoren.

Thomas Sonderegger