17 Volvo - Bertone - Treffen - am 14.Mai 2011 in Elsdorf



Also los! Der wieder vielversprechenden Aufforderung zu einem Bertone - Treffen, wollten wir jetzt endlich einmal folgen.
Leider startete unsere 262C-Silvermachine mit dunklem Schopfe gerade nicht....
Wieso wollte der Bulle jetzt nicht rollen? Weil es etwa der 1. Startversuch in diesem Jahr war?
Vielleicht aber etwas zu kurzfristig oder unorganisiert für den alten Berti, denn er döste ja nur bewegungslos die letzten 20 Jahre.
Da nützt auch das perfekte Raumklima mit Blick in den Garten nichts. OK, du brauchst mehr Zuwendung.. Hugh!

Wir packten die Sachen und versprachen ihm, seine Blechkollegen zu grüßen, vor allem
aber - auch endlich Restaurationsgedanken zu entwickeln - !


".. Zielort erreicht ". In Elsdorf auf dem Parkplatz vom Hotel Hubertus sieht es ja richtig nach - Fort Knox hat Ausstellung - aus,
wenn mehr als 3 "goldene Bertis" ohne Mützen auf dem Kopf zusammen in der Sommersonne blitzen...
Was, keine Bewachung? Ah, dort aber ein bunter Tisch mit einigen Gästen. Könnten ja die Eigentümer sein.
Jawoll, sie sind es. Da Wilfried nichts entgeht, hatte er uns Ankömmlinge schon gleich im Visier und nach wenigen Minuten saßen wir mit in der Auffrischrunde.
Lustig ging es dann über zum Abendmenue. Bei reichlich Essen und Trinken wurden die Fremdlinge für uns mehr und mehr zu sehr freundlichen Bertonies.
Dezent gab es Hinweise, wer wie und wo seinen Bertonetraum verwirklichte. Entspannt ging es zu Bette.



Genau nach Zeitplan setzten sich am nächsten Morgen die Bertones auf der "Straße der Energie" nach Bergheim zum Schloß Paffendorf in Bewegung.
Hier war um 9:15 Uhr der offizielle Treff- und Startpunkt des diesjährigen Treffens.
Wir hatten die Ehre, auf Wilfrieds hervorragenden Ledersofas sanft und lautlos zum Treffpunkt zu gleiten.
Ah, so fährt es sich also im neueren Berti, dachte ich erfreut.


Die Anreise in der Luxusklasse passte natürlich zum Schloß. Dieses einmalig erhaltene Bauwerk aus dem 16. Jahrhundert,
erhielt um 1850 durch eine umfassende Umstrukturierung sein neugotisches Aussehen.
Dem ursprünglichen Bau, bestehend aus Herrenhaus und landwirtschaftlich genutzter Fläche im Schutze hinter der Vorburgmauer, wuchsen hierbei Türme mit Zinnen, Balustraden und Balkone - heute mit Blick auf 19 Bertone. - Diese hätten die Eigentümer weder 1970 noch heute dazu veranlasst,
die Wasserburg für immer zu verlassen. Aber 1958 war der sich langsam heranfressende Tagebau der Fortuna-Garsdorf ante portas.
Das Eigentum erwarb damals die Vorgängergesellschaft von RWE Power. 1999 war die letzte Sanierung abgeschlossen.
Wir erfuhren im Schloß in der Multimedia-Dauerausstellung viel über die rheinische Braunkohlenindustrie.
Sehr anschauliche Objekte bez. der Archäologie, der technischen Entwicklung des Tagebaus und die weltgrößte Brikettsammlung,
die die letzten 130 Jahre ihrer Verwendung lebendig zeigte, rundeten das Bild ab.
Wir machten einen Rundgang durch die sehr gepflegte Burganlage, bemerkenswert hier das quellrein wirkende Burggewässer rund um das Schloß.
Da jetzt alle Bertonies versammelt waren, wurde auf dem Parkplatz das Bertone-Gruppenfoto gemacht.


Und nur einen Katzensprung weiter, kam jetzt die goldene Schlange elegant zur Villa Trips in Kerpen.
Hier gab es einen umfassenden Einblick in das Leben dieses wohl letzten gentleman-drivers. 83 Jahre wäre er heute,
wenn es nicht am 10. September 1961 für die Welt ...El conte e morte... geheißen hätte.
Wir konnten seine Werkstatt im Privathaus besuchen und die Rennwagen von innen und außen betrachten.
Herr Födisch ( Vorstandsmitglied der Gräflich Berghe von Trips'schen Sportstiftung ) gab uns allen einen umfassenden
Eindruck vom Leben und Wirken des Grafen, während wir das ganze Haus besuchten. Es blieb keine Frage offen.


Musste ich so oll werden, um endlich dem Idol von damals, dem Initiator der Scuderia Colonia, dessen so markantes Label
über Jahre die Backe meiner geliebten roten Vespa zierte, einmal so nahe zu sein..?

Mit den Gedanken zurück ins Heute, machte sich so langsam der Hunger bemerkbar, als wir zum nahegelegenen Brauhaus Horrem rollten.
Die meisten Teilnehmer erwarteten wohl vom "Halven Hahn" einen halben Flattermann.
Nur Insider wussten, dass damit in dieser Gegend ein Goudamenue gemeint ist.
Der Witz war total gelungen und wir beide um eine Erkenntnis reicher!

Gestärkt ging es dann auf die Fahrt nach Bedburg-Rath zum Lucien-Rosengart-Weg 1.
Hier besuchten wir auf dem Grund eines Gutshofes aus dem 12 Jahrhundert eine wahre Museumsperle.
Inhaber Karl-Heinz Bonk führte uns durch seine Halle, in der er ca.30 Rosengarts nebst div. Exponaten rund um diese Autos,


sowie weitere Erfindungen des Konstrukteurs Rosengart liebevoll aufgebaut oder im alten Firmensafe aufbewahrt hat.
Der 72 jährige Bonk entdeckte vor ca. 30 Jahren seine wahre Liebe zu altem Eisen, als er den LR4N2, Bj.1939 sah.
Seiner Idee nach sollten Restaurateur und Objekt gleichen Jahrgangs sein.
Mit seinem Freund Manfred Petack restaurierte er den Wagen sehr aufwendig. In den Jahren sammelte Bonk alles was er von Rosengart finden konnte.
Bonk brannte förmlich, er folgte seiner Nase, als er schließlich auf abenteuerlichem Weg die Reste der Firma Rosengart bis auf den letzten Nagel ersteigerte.
Heute drücken sich einige Jäger franz. Kulturguts die Nasen an Bonks Hallentor platt. Keine Geldsumme,
so Bonk, würde ihn veranlassen, auch nur einen Wagen, ein Teil oder eine Zeichnung aus dem Safe zu verkaufen.
Es müsste ein unglaubliches Abenteuer sein, mit Bonk gemein- sam die Zeichnungen zu lesen.
Das wäre auch machbar, wie wir In der Nachmittagssonne bei Kaffee und Kuchen von Bonk im Museumscafé erfuhren.

Nun ging es wieder in Richtung Heimat. Aber nicht ohne Visite des Aussichtspunktes Tagebau Hambach.
Ein gigantisches Projekt. Wer etwa aus SLH oder Göttingen kommt, dem verschlägt es die Sprache.
Wieso? Ja, wir schauen unmittelbar in ein 30km² großes und etliche m tiefes Loch oder besser "Baustelle" und befinden uns direkt am Puls
des rheinischen Braunkohlevorkommens. Mit einigen tausend Bohrungen hat man genauestens auf einer Fläche von ca. 2.500Km² ( Bereich zwischen Köln - Düsseldorf - Aachen )
das schwarze Gold lokalisiert. RWE Power arbeitet rund um die Uhr bis zu 400m tiefer als unser momentaner Standpunkt, um hier an die in mehreren Schichten liegende Braunkohle zu gelangen.
In Hambach fing es ganz harmlos um 1766 mit Hacke und Schaufel auf der "Klüttenkaule" an.
Die oben erwähnte Brikettsammlung und der Beginn der Stromgewinnung auf Braunkohlenbasis haben uns bereits den Weg zum heutigen europäischen Energiezentrum angedeutet.
Die Braunkohlenförderung explodierte durch den technischen Fortschritt. Gigantische Bagger ermöglichten Rationalisierungs-maßnahmen in den Förderanlagen und steigerten den Output.
So schrumpfte in den letzten 25 Jahren die Zahl der Betriebe von 22 auf nur 3 - Hambach, Garzweiler und Inden.
1984 begann in Hambach die 1. Braunkohlenförderung. (Man beachte: Gefördert wird jetzt im Verhältnis Kohle / Abraum von ~ 1: 6 )


Von Beginn an bis Ende 2000 wurden im Rheinland insgesamt 6,4 Milliarden Tonnen Braunkohle gefördert.
Die Bundesrepublik wurde zum größten Braunkohlenförderer der Welt. Etwas beruhigend wirkt der Ablauf dieses Gigantismus.
Wenn wir nach rechts schauen, sehen wir den schon seit 1978 fortwährend wieder aufgeschütteten Bereich des ausgekohlten Geländes.
Der rund 1,1Milliarden m³ neue Mix aus Kies, Sand und Ton ist die Grundlage für den dann aufgebrachten Löß als Deckschicht des
rekultivierten Geländes der neuen Sophienhöhe, von der bereits große Teile für die Öffentlichkeit wieder freigegeben wurden.
Nach links schauend, sieht man die Vorbereitungen für den Abbau des Restes der 2,5 Milliarden Tonnen Kohle, die bis zum Jahr 2040 abgeschlossen sein sollen.
Dann "gut Biss" den 8 Schaufelradbaggern, die diesem Ziel täglich rein rechnerisch um 680.000m³ näher kommen wollen.
So ein Projekt macht nachdenklich. Denn, welche Stoffe bzw. Techniken müssen oder können danach weiterhin noch die notwendige Energie für die Menschen liefern?
Was sind ..30.. Jahre?


Die Bertonerundfahrt endete wieder beim Hotel Hubertus.
Bis zum Abendmenue genossen wir bei herrlichem Sommerwetter draußen neben den Goldwagen den Sundowner.
So langsam hatte ich auch die Eindrücke von Hambach etwas verarbeitet. Es gab reichlich Gesprächsstoff.
Wir fühlten uns immer wohler in der Runde. Und dann kam die Frage der Fragen an uns: "wann ist der Bertone endlich fertig?"
So schnell wie möglich - kam es mir spontan über die Lippen. Sicher ist, dass es keine Verkaufsgedanken mehr gibt. Hugh!

Wieso immer dieses Wörtchen? Ja, wir hatten Besuch von "deutsches Textilmensch", der zufällig den schwarzen Schopf unseres Bertis in der Garage gesehen hatte.
Dieser Mensch saß sofort total versunken im schwarzen Leder. Beim Aussteigen verdrehte der über 2m Mann die Augen und grunzte " porco dio - wo ist der Indianer,
dem dieser Bertone gehörte?" Wieso Indianer? Ja, das Lederdesign und die irren Verzier-ungen seien eben einmalig aber sehr - indianisch - das ist eben keine Serie!.

Ja, Bertonefreunde, wann kommt die nächste Ausfahrt? Wir danken Euch herzlich für die nette und unkomplizierte Aufnahme in Eurer Runde.
Besonderer Dank geht an Monika und Wilfried für die viele Arbeit!



-Thomas & Ursula -